Industriedesign = Kreativität und Spaß an Normen!
- 12.01.2025
- Quelle: Redaktion
Vielleicht eine etwas provokante Überschrift, mag der Eine oder die Andere denken, doch bei genauer Betrachtungsweise trifft es den Kern unseres Berufes.
Das ist nicht neu und keine Erkenntnis von mir, um hier Wilhelm Wagenfeld (Deutscher Designer * 15. April 1900 † 28. Mai 1990) zu zitieren: „Design heißt: in Fesseln tanzen“.
Wir gestalten Produkte nicht um Ihrer selbst willen, sondern im Kontext mit ihrer sicheren Funktion für die Benutzenden und da kommen unweigerlich Produktsicherheit und Arbeitssicherheit ins Spiel, die durch Normen die Leistungsmerkmale von Produkten absichern und uns so die Arbeit nicht nur mit unseren Vertragspartner:innen erleichtern.
Auch hier möchte ich einen bekannten Kollegen zitieren, der das zum festen Bestandteil seiner Arbeit gemacht hatte: „Das Wichtigste bei der Gestaltung eines Produktes ist seine sichere Funktion“ - Rido Busse (Deutscher Designer * 14. August 1934 † 12. Februar 2021).
Neben der Kreativität spielt für uns also auch die Arbeitssicherheit eine große Rolle, nicht nur für uns selbst bei unserer Arbeit, sondern auch bei vielleicht mehr Produkten als wir uns allgemein vorstellen können, z.B. Sonnenbrillen oder Torwarthandschuhe fallen unter die europäische Verordnung für Persönliche Schutzausrüstung EU 2016/425. Haushaltsgeräte, Maschinen, Elektrogeräte, Spielzeug, etc. für viele Bereiche gibt es nationale, europäische oder internationale Regularien, die eingehalten werden müssen. Ist das nicht der Fall, sind die Produkte nicht verkehrsfähig -also mit anderen Worten - dürfen sie nicht verkauft werden.
Ein paar Bereiche sind für uns eher in den Fokus gerückt, so z.B. die Ökodesign Verordnung EU 2024/1781 oder auch die neue Produktsicherheits-Verordnung EU 2023/988, doch das ist sozusagen lediglich die Spitze des Eisberges.
Ich weiß, dass die Überschrift einen Spannungsbogen enthält und provokant ist, sind die einzelnen Begriffe doch eher von unterschiedlichem Interesse für Designer:innen, doch im Sinne der Qualität unserer Arbeit sollten und müssen wir uns damit intensiv auseinandersetzen.
Die Welt der Normen und des Arbeitsschutzes ist für Designer:innen auch ein spannendes Feld und spart Einem bei der Produktentwicklung jede Menge Zeit und Nerven so z.B. die technischen Regeln für Betriebssicherheit die „TRBS 1151 Gefährdungen an der Schnittstelle Mensch - Arbeitsmittel – Ergonomische und menschliche Faktoren, Arbeitssystem". Darin werden Ihnen viele bereits bekannte Informationen aus der Designausbildung begegnen, ohne dass Sie bisher wussten, wie eng diese mit dem Arbeitsschutz verknüpft sind.
Auch das Faltblatt „Sicherheitsabstände“ der Berufsgenossenschaft - Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse - das kurz und knapp alle Normen aufzeigt und die Maße der jeweiligen Sicherheitsabstände bei Fingern, Händen, Armen oder Beinen an Maschinen zusammenfasst - für mich ist dieses immer eine willkommene Hilfe bei Entwurf oder Konstruktion von Produkten und von meinem Schreibtisch, bei der täglichen Arbeit, nicht mehr wegzudenken.
Ein weiteres Beispiel für das Potenzial, das in diesem Themenkomplex für Industriedesigner:innen steckt, möchte ich auf die Kommission für Arbeitsschutz und Normung verweisen und ihr KAN-Praxis Modul: „Ergonomie lernen“ oder den Ratgeber: „Körpermaße anwenden“. Beides hilfreiche Instrumente aus der Arbeitssicherheit, die wir bei unserer Arbeit tagtäglich unterstützend einsetzen können.
Lutz Gathmann, Designer, VDID
Sicherheitstechniker VDSI
Anmerkung der Redaktion:
Der VDID bietet mit seiner Fortbildungsreihe VDID.Horizonte seinen Mitgliedern und interessierten Gästen spannende Fortbildungen - u.a. mit Lutz Gathmann am 16.1. und 20.2.2025 - siehe Links unten!
Abonniere den VDID Newsletter
Trage Deine E-Mail-Adresse hier ein, um den VDID Newsletter zu abonnieren.
