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Partner-Veranstaltung Vortrag

Wie kultiviert man eine E-Auto Design-DNA?

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  • 11.09.2023
  • München

München. Ein Interview mit dem Chefdesigner von Polestar im Umfeld der IAA 2023 - Maximilian Missoni stand im Rahmen der Präsentation des Polestar Design Contest 2022 am 3. September 2023 Rede und Antwort.

Polestar ist eine junge Automarke, welche sich auf das Premium Segment des umkämpften Marktes fokussiert und sich als börsennotiertes Joint-Venture der Fahrzeughersteller Volvo Car Corporation und Geely sehr stark über sein Design definiert.

Dies hat die VDID Redaktion natürlich interessiert – wie sich das VDID Fördermitglied Polestar mit seinem CEO, dem Designer Thomas Ingenlath an der Unternehmensspitze und dessen langjährigen Weggefährten, Chefdesigner Maximilian Missoni in dieser Branche positioniert.

red.: Maximilian Missoni, wie arbeitet es sich mit einem CEO, der selbst Designer ist?

mm: Die Frage bekomme ich oft – und muss vielleicht sagen, dass es mir die Arbeit manchmal sogar leichter macht, als so manchen Kolleg:innen, die für den Stellenwert von Design kämpfen müssen. Wobei sich Autofirmen schon auf der Seite stehen, die sich für Design engagieren, da dieses doch immer mehr ein Hauptkriterium für die Kaufentscheidung ist.
Auch dadurch, dass wir schon über ein Jahrzehnt als Team zusammenarbeiten – zuerst bei Volkswagen, dann Volvo, bevor es dann bei Polestar zu dieser Konstellation kam, inklusive gegenseitiger Befruchtung und Herausforderungen – aber immer in einer positiven Balance.

red.: Ist Polestar eine leading (Design) Brand in der individuellen Mobilität?

mm: Na ja, wir sind eigentlich (noch) eine relativ junge Marke – aber stark wachsend und sichtbar – so kommen in den nächsten beiden Jahren der Polestar 3 und Polestar 4 – und direkt danach soll der Polestar 5 – als großer Fastback erscheinen. Dann sollte sich die Marke noch deutlicher abheben.
Da wir frisch angefangen haben – und noch relativ klein sind, können wir die Kombination aus Nachhaltigkeit, Design und Innovation noch konsequenter und kraftvoller verfolgen, wie so manch großer Konzern.

red.: Wie rechnen Sie denn das Thema Nachhaltigkeit – bei ihrer Fahrzeuggröße?

mm: Klar, ein kleines Fahrzeug wird geringeren Ressourcen- und Energie-Impact generieren als ein großes – aber die Nachhaltigkeit sollte eben in jeder Fahrzeugklasse verfolgt werden – und wir bei Polestar bemühen uns, das Luxussegment hier radikal nachhaltiger zu machen. So hat Polestar das ambitionierte Ziel ausgegeben bis 2030 ein Fahrzeug in den Markt zu bringen, welches 0 Gramm CO2 Ausstoß in der Produktion erreicht.
Anm.d.Red.: Maximilian Missoni spricht hier von einem "Moon-Shot-Goal" dieses Ziel zu erreichen, da die CO2-Emission derzeit bei ca. 20 und 25 Tonnen pro Fahrzeug liegt.

red.: Wie sehen Sie die Notwendigkeit, das Design des öffentlichen Verkehrs und der Mikro-Mobilität im Vergleich zum Individualverkehr zu verbessern – besser sogar attraktiver zu machen?

mm: Absolut – der Anteil öffentlicher Verkehrsmittel oder Car-Sharing wird ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Mobilität sein – man kann aber gleichzeitig nicht leugnen, dass es weiterhin eine Premium-Klasse geben wird, um sich individuell fortbewegen zu können. Auch das "(Auto) mobil sein" wird weiterhin noch ein starkes Bedürfnis generieren – und wir bei Polestar wollen uns darum kümmern, dies auch im Luxussegment nachhaltig(er) zu gestalten.

red.: Zum Thema Design Wettbewerb – was ist das Ziel und wie kam es zu dem (für mich neuen) Prozess, zwei verschiedene Designs zu einem 1:1 Modell zusammen zu fusionieren – und dies quasi in einem von Profis betreuten Prozess?

mm: Also, gestartet wurde das Ganze zuerst durch die Polestar Design Community und ihrer Follower – sie fingen plötzlich selbständig damit an, Entwürfe im Polestar-Design-Stil auf den social media Plattformen zu posten. Wir erkannten schnell, dass da spannende Ansätze und tatsächlich neue Synergien erreicht werden können. Dies führte dazu, den Polestar Design Contest auszuloben, und wir wurden bisher in jedem Jahr mit den Ergebnissen positiv belohnt und bestätigt. Die Ergebnisse zeigten, dass unsere Designsprache funktioniert und gern adaptiert wird, ohne an Qualität zu verlieren.
Juan Pablo Bernal, Senior Design Manager bei Polestar – kurz JP – kultiviert hier den Kontakt zur Community und das Ganze wurde sehr gut angenommen - fast zu einem Selbstläufer.
Wir haben hier offensichtlich den Nerv mit unserer Designsprache getroffen, die quasi auf grafischen Elementen beruht. Die grafischen - fast zweidimensionalen - Flächen der Fahrzeuge ordnen sich nicht der Form unter – sondern bestimmen eher deren Proportionen und Erscheinung, was zu einer anderen, klaren Designsprache führt.

Einwurf rz: Man könnte fast sagen, eine Polestar Design-DNA !?

mm: Ja, das Thema wird durch die grafischen Elemente schnell verstanden, dann aber doch auch noch emotional durch die Proportionen der Skulptur aufgeladen – dieses „equilibrium“, also der Gleichklang und die Balance werden dann offensichtlich positiv angenommen.
Dass wir dieses Mal die zwei Exterieur-Gewinner dann in einem halbjährigen gemeinsamen Prozess bis zum präsentierten 1:1 Modell begleiteten, um ein gemeinsames Exterieur zu entwickeln – welches sowieso auch mit dem Gewinnerentwurf des Interieurs fusioniert werden musste – war ein ganz neues, aber für alle Parteien spannendes und wie das Ergebnis zeigt, lohnendes Projekt.

red.: Wieso sind öffentliche Verkehrsmittel so schlecht / unattraktiv gestaltet – können Sie sich vorstellen, die Designsprache von Polestar auch auf andere (Kabinen) Fahrzeuge anzuwenden?

mm: Als kleines, aufstrebendes und hart arbeitendes Unternehmen, müssen wir uns aktuell auf den Aufbau und die Positionierung unserer Marke konzentrieren. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass mit unserem Polestar Design System hier großes Potenzial bestünde und eventuell könnte man die Polestar Community dazu ansprechen und anregen – oder vielleicht sogar mal einen Polestar Design Contest zu diesem Thema veranstalten? (unverbindliche Anregung der Redaktion)…

Die VDID Redaktion bedankt sich bei Anna Wesolowski für die perfekte Organisation und bei Maximilian Missoni für seine Zeit für das Designgespräch, sowie bei unserem Fördermitglied für den gelungenen Abend im Polestar Showroom, München.

rainer zimmermann, vdid redaktion


Der aus Graz stammende Maximilian Missoni absolvierte ein Industriedesign-Studium in Österreich und studierte Fahrzeugdesign am Royal College of Art in London. Er begann seine Karriere bei der Volkswagen Group, wo er an verschiedenen Marken des Konzerns arbeitete. 2012 kam er als Exterior Chief Designer zur Volvo Car Corporation und war von Juli 2014 bis April 2021 Vice President Exterior Design. Seit 2018 ist er für das Design bei Polestar verantwortlich.

Impressionen zur Veranstaltung

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    M. Missoni, Chefdesigner Polestar - Präsentation 1:1 Modell Polestar Design Contest 2022 - am 03.09 — © rainer zimmermann, vdid redaktion
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    Thomas Ingenlath, CEO Polestar - Präsentation 1:1 Modell Polestar Design Contest — © rainer zimmermann, vdid redaktion
  • 20230903polestar award ceremony 671600x800s
    1:1 Modell des Polestar Design Contest 2022 - Präsentation am 3.09.2023 — © rainer zimmermann, vdid redaktion
  • 20230903polestar award ceremony 531600x800s
    M. Missoni (re), Chefdesigner Polestar mit r. zimmermann (li), vdid redaktion — © vdid redaktion
  • 20230903polestar award ceremony 611600x800s
    Polestar 3 - Neuvorstellung - Polestar Space München — © rainer zimmermann, vdid redaktion
  • 20230903polestar award ceremony 641600x800s
    Polestar 3 Interieur - Neuvorstellung — © rainer zimmermann, vdid redaktion
  • iaa20230904conference112pic1600x800s
    IAA Mobility Design Conference - 4.9.2023 ICM - mit M. Missoni (2. v. li.) — © rainer zimmermann, vdid redaktion

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