Velocity
      Velocity ist ein innovatives Fahrradabteil für den S-Bahn-Verkehr, das den Umstieg auf nachhaltige Mobilität fördert. Die Kombination aus Fahrrad und Bahn bietet großes Potenzial für Pendler*innen – insbesondere in Metropolregionen mit dichter Taktung und hohem Fahrgastaufkommen. Das grundrissoptimierte Abteil setzt auf eine neue Türlogik: Die äußeren Türen dienen dem Einstieg mit Fahrrad, die mittlere dem Ausstieg. So wird ein reibungsloser, paralleler Fahrgastfluss ohne Verzögerungen ermöglicht. Eine klare Bodenzonierung und analoge sowie digitale Wegeleitung unterstützen den Ablauf. Herzstück ist eine Funktionswand mit weichen, konisch geformten Halteelementen. Diese ermöglichen das flexible, nahezu stufenlose Abstellen der Fahrräder, verhindern gegenseitiges Blockieren und bieten sicheren Halt – unabhängig von Reifendicke oder Rahmengröße. Die Prototypen bestehen aus Polyurethanschaum; zukünftig sind biobasierte Schäume angedacht. Dank verschraubter Verbindungen sind die Elemente leicht austauschbar und sortenrein trennbar – funktional, nachhaltig und ästhetisch anspruchsvoll.
Prozess
Der Gestaltungsprozess begann mit einer Analyse der typischen Herausforderungen im Pendelverkehr: begrenzter Raum, unterbrochene Passagierströme und ineffiziente Fahrradhalterungen. Interviews mit Pendlerinnen und Expertinnen aus dem Bahnsektor bestätigten diese Schwächen und führten zu ersten Layoutskizzen. Ein entscheidender Schritt war der Bau eines 1:1-Holzmodells eines Zugabteils, in dem räumliche Anordnungen und Ein-/Ausstiegsszenarien realitätsnah mit Nutzer*innen getestet wurden. Eine zentrale Erkenntnis war, dass herkömmliche Halterungen aus Stahl den dynamischen Anforderungen des S-Bahn-Betriebs nicht gerecht werden. Unerwartet war dabei, wie stark die Beweglichkeit der Fahrräder während des Ein- und Ausladens zur funktionalen Qualität beiträgt. Erste funktionale Prototypen aus improvisierten Materialien – etwa Poolnudeln – halfen, Winkel, Abstände und Materialverhalten zu testen. Daraus entwickelte sich iterativ die finale Form: weiche, konisch zulaufende Elemente, die Fahrräder stabil halten, das Rangieren erleichtern und ein Blockieren vermeiden. Der finale Prototyp wurde aus Polyurethan gegossen und mit einer formschlüssigen Metallhalterung stabil montiert. Die größte Überraschung lag im Potenzial der weichen Materialien: Sie ermöglichten nicht nur neue funktionale Lösungen, sondern überzeugten auch haptisch und gestalterisch.
Motivation
Die Idee entstand aus der eigenen Erfahrung im Pendelverkehr mit dem Fahrrad – überfüllte Abteile, blockierte Türen, beschädigte Räder. Dabei ist gerade die Kombination aus Fahrrad und Bahn ein Schlüssel zur nachhaltigen Mobilität. Als Designer mit Fokus auf Mobilitäts- und Interaktionsdesign wollte ich eine Lösung finden, die nicht nur technisch funktioniert, sondern auch intuitiv, ästhetisch und realistisch umsetzbar ist. Velocity entstand aus dem Wunsch, eine gestalterische Antwort auf ein reales Problem zu geben – nicht abstrakt, sondern konkret erfahrbar und anwendbar. Besonders motivierend war der interdisziplinäre Ansatz: Infrastruktur, Nutzung, Gestaltung und Nachhaltigkeit miteinander zu verweben, um einen echten Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten.
      Kunsthochschule Burg Giebichenstein
Projektbilder
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