Su(n)spend
      Su(n)spend ist eine interaktive Leuchte, die das Sonnenlicht in unsere Wohnräume bringt. Die Leuchte ist durch filigrane Gurte zwischen Boden und Decke gespannt. Durch Ziehen dieser Gurte, ähnlich wie beim Verstellen einer Jalousienschnur, steigt su(n)spend sanft zur Decke auf oder sinkt wieder herab. Während sich das Licht bewegt, durchläuft es ein Farbspektrum, das die Farbtöne der Sonne am Horizont widerspiegelt. Su(n)spend verändert ihr Licht graduell von einem hellen, klaren Weiß am höchsten Punkt bis hin zu warmen, dämmrigen Tönen wie bei Sonnenuntergang und bietet so ein taktiles und emotionales Erlebnis durch ihre dynamische Interpretation der Reise der Sonne am Himmel. Um ihr Leuchten nachhaltig zu versorgen, wird su(n)spend ganz bewusst vor einem Fenster platziert. Eine Solarzelle, die auf der Rückseite der Leuchte angebracht ist, sorgt für eine autarke Energiequelle durch die Sonne selbst. Die Lichtintensität nimmt mit Absenken Position ab, wodurch sich auch der Energieverbrauch reduziert. NutzerInnen können dadurch intuitiv auf den Ladezustand reagieren, das Licht dimmen und lernen, bewusster mit Energie umzugehen. Su(n)spend greift die Semantik der Sonne konsequent auf – formell, interaktiv, technisch und poetisch. Die endlose Schlaufe des Bandes ist eine symbolische Darstellung des kontinuierlichen Sonnenzyklus und schafft eine fesselnde und persönliche Interaktion mit dem Sonnenlicht und seiner tiefgreifenden Verbindung zu unserem Leben.
Prozess
Der Entwurfsprozess von Su(n)spend begann mit der Frage: Wie lässt sich ein Produkt gestalten, das sowohl ökologisch relevant als auch emotional erfahrbar ist, ohne technisch oder belehrend zu wirken? Diese Fragestellung entsprang einem inneren Spannungsfeld, das viele junge GestalterInnen heute empfinden: dem Bewusstsein für die Verantwortung, keine überflüssigen Produkte zu schaffen und dem gleichzeitigen Bedürfnis, mit Gestaltung etwas Sinnvolles, aber auch Schönes, Begeisterndes in die Welt zu bringen. In meiner Masterarbeit habe ich mich intensiv mit den Arbeiten von Ingo Maurer beschäftigt. Im Dialog mit Mitgliedern seines Teams analysierte ich, wie seine Entwürfe Humor, Poesie, Zeitlosigkeit und Verantwortung miteinander vereinen. Diese Haltung prägte auch meinen eigenen Prozess. Das Ziel und gleichzeitig eine Herausforderung war es, den Begriff der Leichtigkeit konsequent durch alle Ebenen zu tragen: visuell, atmosphärisch durch sanfte Übergänge, materiell, aber auch in der Interaktion selbst: eine analoge, intuitive Geste statt technisch-distanzierter Steuerung. Auch mein eigener Gestaltungsprozess folgte diesem Prinzip: Entscheidungen traf ich weniger über Kontrollsysteme als durch das Beobachten, Erleben, und einem iterativen Prozess. Eine unerwartete Erkenntnis war, wie stark das Thema Energie auf körperlich erfahrbare Weise kommunizierbar wird – nicht über Zahlen oder Anzeigen, sondern durch Bewegung, Position, Helligkeit und Rhythmus.
Motivation
Die poetische Dimension von Licht fasziniert mich. Seine Fähigkeit, Atmosphären zu schaffen, Emotionen auszulösen und unsere Wahrnehmung und unser Wohlbefinden maßgeblich zu beeinflussen. Im Rahmen meiner intensiven Auseinandersetzung mit der gestalterischen Haltung des Teams Ingo Maurer hat mich eine Frage besonders interessiert: Was ist das zeitlose Moment in ihren Arbeiten – obwohl sie oft verspielt, figurativ und beinahe kurios wirken? Zeitlosigkeit wird im Design der Moderne häufig mit Zurückhaltung, Klarheit und einer Reduktion auf das "Wesentliche" verbunden. Die Arbeiten des Teams Ingo Maurer stehen diesem Prinzip scheinbar entgegen: Sie sind Humor, Ornament, Provokation – und bleiben doch relevant. Ich suchte nach einem gestalterischen Leitmotiv, das über Stilfragen hinausgeht. Und fand als Antwort: Leichtigkeit als Haltung, die aktiv werden lässt, als Einladung zum Staunen, zur Verbindung – die Menschen als Co-AutorInnen und nicht nur NutzerInnen der Gestaltung versteht. Im Kontrast dazu erlebe ich, wie sich junge GestalterInnen heute (mich eingeschlossen) einem immensen Druck ausgesetzt sehen: Alles muss technologisch innovativ, ökologisch verantwortungsvoll und gestalterisch wirksam zugleich sein, da vieles vergleichbar und schnelllebig ist. Dieser Druck kann lähmen, oder aber zu einer neuen Haltung führen. Mit Su(n)spend wollte ich genau hier ansetzen: eine Leuchte gestalten die sich dem Tempo der Welt nicht unterwirft und gleichzeitig poetische Präsenz schafft.
      Folkwang Universität der Künste
Projektbilder
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