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Dialograum ZUKUNFT ZWEI - Affective Computing in Products and Design

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  • 08.12.2019
Andreas Beer von HYVE Innovation Design GmbH, München, präsentierte wie künstliche und emotionale Intelligenz in absehbarer Zeit so leistungsfähig und leistbar sein sollten, dass sie als Schlüsseltechnologien in unsere Alltagswelt Einzug halten werden.

Die Frage, was dies für die Entwicklung von Produkten und für das Design im Ganzen bedeutet, war Thema in diesem spannenden Dialograum ZUKUNFT ZWEI.

Auf Basis von Beispielen in Verbindung mit im Raum live zu erlebenden Experimenten wurde aufgezeigt, wie ein Spannungsfeld geschaffen werden könnte, mit dem wir uns in die Vorstellung einer zukünftigen Welt begeben, in welcher Produkte und Services unsere emotionalen Zustände erkennen und wissen, wie es uns gerade geht.
Ziel ist es, Visionen für ein Lebensumfeld zu schaffen, das auf menschliche Emotionen, Kognition und Motivation reagiert, um daraus die Rolle, Verantwortung und Möglichkeiten des Designs und Development abzuleiten.

Andreas Beer spricht nicht von KI als dem Feind des Gestalters, sondern viel mehr von einem weiteren / erweiternden Werkzeug im Design – und damit auch einer Chance, in ganz neue Geschäftsbereiche vorzudringen.
Bei HYVE sieht man die Entwicklung des Designs von einfachen Produkten hin zur Gestaltung von Systemen der Systeme – sprich durch „affective computing“ können neue, wesentlich komplexere Systeme / Prozesse gestaltet werden.

Ziel des Designers sollte hier dringlich die Rolle des gestaltenden Verantwortlichen sein - und wie es die Statuten des VDID und der Ethik-Codex transportieren – auch Vertreter der Kunden sein, denn der Designer ist hier quasi der gestaltende Anwalt einer (künftigen) Gesellschaft.

Wenn globale Großunternehmen wie Amazon oder Google (mit seinem just vorgestellten Quanten-Computer) aufzeigen, wo sich in naher Zukunft die Gewichte von „eigenbestimmtem“ Kaufwillen hinbewegen - auf den von Siri, Echo oder … xyz definierten Algorithmus – dann wird schnell deutlich, dass dies eines bewussten und nachvollziehbaren Gestaltungsprozesses bedarf.
Denn, dass sich Entwicklungen der KI in (immer mehr unseren Alltag) beeinflussende Bereiche vordringen, wird sich aufgrund der marktgetriebenen Prozesse, nicht mehr leugnen oder aufhalten lassen. So gehen die affective computing Prozesse bereits so weit, dass sie auch emotionale Intelligenz imitieren (durch Algorithmen „natürlich“) können und im Gegenzug erkennen – und eben aus diesen gewonnenen Erfahrungswerten oder gar am Körper gemessenen Reaktionen (Pupillen, Herzrasen, Mundwinkel etc …) Rückschlüsse auf unser (Un- / Wohl-) Befinden und Kaufverhalten schließen …
Nun – böse ist, wer hier böse Absichten vermutet!? – aber genau solche Algorithmen könnten auch dazu eingesetzt werden, den Käufer zu manipulieren; sprich, der Proband ist aktuell guter Stimmung – also jetzt anrufen und Produkte / Dienstleistung etc. anbieten…!?
So hatte Andreas Beer von HYVE auch gleich einen Tablett-Computer mit Kamera im Raum installiert, welcher anhand der Gesichtszüge der Person (und anderer Parameter) vor der Kamera erkennen konnte, wie die Stimmung dieser Person aktuell ist – siehe Bild – wo ich vermeintlich „angry“ war … !?
Erste Auswüchse solcher Technologien können bereits in China verfolgt werden, wo sich zentrale Systeme der Überwachungskameras bedienen und Punkte für „positives und negatives Verhalten“ sammeln – und somit in der Auswertung dazu führen können, dass bestimmten Personen z. B. die (Bewegungs-) Freiheit eingeschränkt wird (keine Tickets mehr fürs Fliegen oder Schnellzüge)…
Vordergründige Rechtfertigung und vielleicht sogar wahrhaftiger Bedarf sei die Erkennung potentieller Gewalttäter / Attentäter.

Um nicht nur bei den Bedenkenträgern zu bleiben – sondern um die Zukunft positiv zu gestalten, wurde dann in Gruppenarbeiten – anhand der 17 globalen Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung – individuell an den Tischen ausgewählte Themenpunkte exemplarisch durchdiskutiert, wie in diesen jeweiligen Bereichen „affective computing“ helfen könnte.

Leider fehlte die Zeit, Ergebnisse tiefer zu beleuchten und zu diskutieren. Aber vielleicht ist dies dann bald ein Grund, für eine weiterführende Auseinandersetzung mit diesem wichtigen und zukunftsrelevanten Thema – insbesondere für professionelle Gestalter, wie sie sich an diesem VDID Tag / Kongress getroffen haben.

rainer zimmermann, vdid delegierter und online-redaktion

Anbei finden Sie eine Fotodokumentation aus Dialograum 2, sowie eine kompakte Übersicht der wesentlichen Folien von Andreas Beer, Hyve als PDF.

Impressionen zur Veranstaltung

  • Emotionale Einschätzung durch KI über optische Bilderkennung - Status
    © VDID i.A.
  • Dialograum 2 - Andreas Beer von Hyve zum Thema KI
    © VDID i.A.

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