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Können Maschinen moralisch sein? VDID Interview mit Dr. Catrin Misselhorn

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  • 29.08.2019
Als Professorin für Philosophie beschäftigen Sie sich mit künstlicher Intelligenz, Robotik und Maschinen Lernen. Ihr Forschungsinteresse gilt der Maschinenethik. Können Sie uns in wenigen Worten beschreiben, was Sie unter Maschinenethik verstehen?
Die Maschinenethik ist ein neues Forschungsfeld an der Schnittstelle von Informatik, Philosophie und Robotik. Gegenstand der Maschinenethik ist die Entwicklung einer Ethik für Maschinen. Man spricht in Analogie zu „Artificial Intelligence“ auch von „Artificial Morality.“ Während „Artificial Intelligence“ zum Ziel hat, die kognitiven Fähigkeiten von Menschen zu modellieren oder zu simulieren, geht es bei der „Artificial Morality“ darum, künstliche Systeme mit der Fähigkeit zu moralischem Entscheiden und Handeln auszustatten. Das ist natürlich nicht beliebigen Maschinen zuzutrauen, sondern nur Computern. Die Idee ist also, Computer so zu programmieren, dass sie moralische Entscheidungen treffen können.

Sie sprechen in ihrem Buch Grundfragen der Maschinenethik (Reclam Verlag 2018, 3. Auflage), über künstliche Moral. Können wir künstliche Intelligenz mit künstlicher Moral ausstatten?
Wir können Maschinen mit funktionaler Moral ausstatten, also im Grunde genommen mit moralischen Informationsverarbeitungsprozessen. Sie können dann moralisch relevante Merkmale einer Situation erkennen, auf dieser Grundlage eine moralische Entscheidung treffen und diese umsetzen. Vollumfängliche Moral, wie sie Menschen zukommt, geht jedoch weit darüber hinaus. Sie umfasst auch Bewusstsein, was etwa bei der Empfindung moralischer Emotionen wie Schuldgefühlen oder Empathie eine Rolle spielt. Menschen verfügen auch über Selbstbewusstsein. Ihr moralisches Handeln hängt eng mit dem Bild zusammen, das sie von sich selbst entwerfen. Sie können außerdem über ihre moralischen Gründe reflektieren, was die Grundlage für Willensfreiheit darstellt. Diese Fähigkeiten sind aus meiner Sicht mit den derzeitigen Ansätzen der künstlichen Intelligenz nicht erreichbar.

Welche Aufgaben sehen Sie im Bereich Design, wenn es um die zukünftige Entwicklung von moralisch agierenden Maschinen geht?
Ich habe drei Leitlinien für die Maschinenethik formuliert: (1) Moralische Maschinen sollten die Selbstbestimmung von Menschen fördern und sie nicht beeinträchtigen. (2) Künstliche Systeme sollten nicht über Leben und Tod von Menschen entscheiden. (3) Es muss sichergestellt werden, dass Menschen stets die Verantwortung übernehmen. Im Hinblick auf die äußere Gestalt halte ich es in vielen Kontexten nicht für erstrebenswert, Robotern ein zu menschenähnliches Aussehen zu geben, da das zur Vermenschlichung der Maschinen oder sogar zu problematischer Manipulation führen kann.

Die Vordenkerin im Bereich der Maschinen- und Roboterethik in Deutschland Prof. Dr. Catrin Misselhorn spricht auf der VDID Konferenz INTELLIGENZ DER ZUKUNFT am 8.11.2019 in Stuttgart zum Thema "Maschinenethik: Können Maschinen moralisch sein?".Anmeldung:

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