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Systemisches Denken für nachhaltiges Design

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  • 08.10.2025
  • Quelle: Redaktion

Ansatzpunkte finden für nachhaltige Gestaltung mithilfe systemischen Denkens

Die Art und Weise, wie wir als Menschen auf der Erde leben und wirtschaften, bedroht unser Ökosystem, so viel ist inzwischen “common knowledge”. Auch das Wissen, dass bis zu 80% der Umweltauswirkungen eines Produkts bereits in der Designphase festgelegt werden (Quelle: Umwelt Bundesamt), ist zumindest in unserer Branche wahrscheinlich bei den meisten angekommen. Und dass sich daraus eine Verantwortung - und eine Chance - ergibt, dieses Wissen in unser berufliches Agieren mit einfließen zu lassen. Bei der Beantwortung der Frage nach konkreten Ansatzpunkten für nachhaltiges Gestalten können Ansätze und Methoden aus dem systemischen Design helfen. Der folgende Text beschreibt, wie wir bei loop design consulting uns dieser Fragestellung genähert haben.

Denkrahmen “Donut-Ökonomie”
Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist das Leitbild der “Donut-Ökonomie”. Dieses geht von der Existenz neun planetarer Grenzen - darunter Klimawandel, Luftverschmutzung und Verlust von Biodiversität - aus, die nicht überschritten werden dürfen. Gleichzeitig dürfen soziale Grenzen - abgeleitet aus den “Sustainable Development Goals” der UN - wie soziale Gerechtigkeit, ausreichende Nahrungsmittelversorgung oder hochwertige Bildung nicht unterschritten werden. Eingebettet zwischen diesen Grenzen wird ein sicherer und gerechter Handlungsraum für eine menschliche Zivilisation und regeneratives Wirtschaften verortet. (Quelle: Wikipedia) Die Herausforderung besteht darin, unser Wirtschaften in diesen Bereich zu lenken und dauerhaft zu halten - für eine nachhaltige Zukunft.

Facetten von “Nachhaltigkeit”
“Nachhaltigkeit” bedeutet (sinngemäß übersetzt aus Wikipedia), dass man das, was man tut, unbegrenzt weiterführen kann. Ein Wandel von linearem hin zu zirkulärem Denken als Konsequenz liegt dabei auf der Hand.
Mit dem Leitbild der “Donut-Ökonomie” als Basis gliedert sich der Begriff “Nachhaltigkeit” - mit dem inhärenten Element der Zirkularität - für uns in drei Facetten auf: die ökologische, die ökonomische und die soziale. Auf der weiteren Suche nach Handlungsfeldern für nachhaltiges Gestalten nutzen wir diese Facetten quasi als Linsen. Durch diese kann man auf unterschiedliche Systeme blicken, um Ansatzpunkte für gestalterisches Wirken zu identifizieren.

Blick auf Systemebenen
Mit unserem breiten Skillset können wir als Designer:innen auf unterschiedlichen Ebenen eines Systems tätig werden. Ausgehend vom Modell der vier “Design Domains” aus dem Buch “Design Journeys through Complex Systems: Practice Tools for Systemic Design” von Peter Jones und Kristel van Ael haben wir für loop ein Systemmodell aus vier Ebenen abgeleitet: Auf der untersten Ebene steht das "Artefakt", also physische oder digitale Produkte. Eine Ebene darüber befindet sich das “Angebot”, also sämtliche Produkte und angrenzende Dienstleistungen eines Anbieters mit Fokus auf deren Verknüpfung. Auf dritter Ebene steht die “Organisation” also der Anbieter mit seinen Prozessen, Strukturen und Hierarchien.
Auf höchster Ebene steht das “Gesamtsystem”, gemeint sind damit politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen.
Der Blick durch die ökologische “Linse” auf die “Artefakt”-Ebene kann so beispielsweise zu Überlegungen zum Thema Materialwahl und Energieverbrauch führen, wohingegen ein Blick durch die soziale “Linse” auf die “Angebot”-Ebene barrierefreie Zugänge sowie Verknüpfungen des Gesamtangebots in den Fokus nehmen kann - und ein Blick durch die ökonomische “Linse” auf die “Organisations”-Ebene könnte Erwägungen zu organisationsübergreifenden Synergien und Partnerschaften initiieren.

Konkretes Anwendungsbeispiel
Dieses Framework ist im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit einem Konzernkunden aus dem ÖPNV-Sektor entstanden und wurde als Grundlage für ein ausführliches Brainstorming genutzt - mit dem Ziel, konkrete Projektideen mit Fokus “Nachhaltigkeit” zu entwickeln.

Ergebnis der Ideenfindung waren unter anderem:
● Die Konzeption eines “Showcase”-Produkts zur Demonstration und Diskussion von zirkulären Prinzipien innerhalb der Branche
● Die Entwicklung eines neuen Corporate Designs, das nachhaltigen Materialeinsatz sowie eine barrierefreie Kundenerfahrung in den Vordergrund stellt
● Die Erstellung eines Tool-Sets - in Form eines Kartendecks - zur Verbreitung von Wissen zu zirkulären Prinzipien sowie zur Anleitung zu entsprechenden Praktiken innerhalb des Konzern
● Die Konzeption und Ausgestaltung eines Veranstaltungsformats, das Anliegen und Forderungen aus der Branche in Richtung politische Entscheidungsträger:innen kommuniziert

Fazit
Wenn wir unser Blickfeld über das Produkt hinaus auf dessen Einbettung ins Gesamtsystem erweitern, ergeben sich vielfältige Ansatzpunkte für nachhaltiges Design - und damit nicht selten auch ganz neue, spannende Tätigkeitsfelder für uns als Gestalter:innen.

Veronika Gierke | Strategic Designer and Co-Founder | loop design consulting

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