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KI & ID – oder nur ein Hype

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  • 28.05.2025
  • Quelle: Redaktion

Von Moodboards, die zurückschauen, bis zu KI-Agenten, die viele Aufgaben gleichzeitig übernehmen – wieviel künstliche Intelligenz ist im Industriedesign hilfreich? Und was wird morgen noch unsere Aufgabe sein?

Prozess 2.0 – oder wie KI dem Design Beine macht
Der klassische Designprozess – von der Recherche, Briefing, Konzept, Ideenfindung, Ausarbeitung bis hin zum Prototyping und Testing – ist längst nicht tot. Aber er hat Gesellschaft bekommen. KI-Tools schleichen sich nicht etwa leise ein, sie tanzen mit Codes und bunten Interfaces direkt in unsere kreativen Workflows. Was früher eine qualitative Recherche war, ist heute eine Prompt-basierte Abfrage.

Was schlägt KI als KI-Tools für den Designprozess vor? (Ergänzungen in kursiv)

1. Trend- und Nutzeranalyse:
ChatGPT, Claude oder Perplexity liefern Insights in Sekundenschnelle – aus Millionen Quellen – ChatGPT soll mit 95% am verlässlichsten sein.
Tools wie Uizard oder Runway interpretieren Nutzerfeedbacks visuell.
2. Ideation:
Midjourney, DALL·E, Ideogram oder Leonardo.AI generieren blitzschnell Varianten von Produkten, Interfaces oder Szenarien – aber immer basierend auf Bekanntem. Neues kann hier nicht generiert werden. Bei uns stünde Viscom gleichbedeutend mit Midjourney.
3. Konzeptentwicklung:
Für UX kann Figma AI ergänzend Vorschläge direkt im Interface vornehmen.
Autodesk Generative Design entwirft mechanisch optimierte Strukturen – nicht immer hübsch, aber effizient – für das Engineering.
Prototyping & Simulation:
Gravity Sketch + AI Plug-ins im VR-Raum,
NVIDIA Omniverse für physikalisch korrekte Simulationen und Materialverhalten.
Test & Iteration:
AI-gestützte A/B-Tests, Feedback-Cluster-Analysen mit MonkeyLearn,
Prompt-gesteuerte Personas aus Synthesia oder Character.AI spielen Tester – rund um die Uhr.

Fallbeispiel: Produktentwicklung
Die Aufgabe: Entwicklung eines nachhaltigen, urbanen Produkts für den Wohnbereich. Die Timeline ist eng, das Budget limitiert.

1. ChatGPT schreibt ein Nutzungsszenario für urbane Micro-Apartments.
2. Midjourney visualisiert 15 Designideen, vom Retro-Futurismus bis Bioform. (naja, gibt eher eine Marktrecherche) Alternative: Viscom
3. Fusion 360 mit Generative Design optimiert das Innenleben für Ressourceneffizienz.
4. AutoGPT (AI Agent) vergleicht Materialpreise, CO₂-Fußabdruck und Herstellungsoptionen in Fernost.
5. Synthesia lässt eine Avatar-Testperson den Use Case erklären – in drei Sprachen.
Das Ergebnis? Sicher nichts Neues, sondern eine Kombination von Bestehendem. Bedienelemente, Logo oder ähnliches werden eigenmächtig hinzugefügt und lassen sich am schnellsten in Kombination mit Photoshop entfernen.

Unser Tipp: AI powered Life Sketch
Prompts sind nicht alles, das weiß schon Jede:r, der mit Midjourney Bilder generiert. Längst können wir direkt am Bild arbeiten – und mit AI powered Life Sketch geht es direkt von der Skizze zum Rendering und das offline, also rechtlich auf der sicheren Seite. Korrekturen? Kein Problem, in life und in Farbe machbar. Videos? Klar, geht auch.
Welche Tools das sind? Der Mix macht‘s. Und, da offline, auch nicht so einfach erklärbar. Die Lösung: Informieren Sie sich direkt bei unserem Mitglied Jichao Zhu oder buchen gleich einen Workshop!

Recht & Verantwortung – Wer haftet, wenn’s brutzelt?
In Europa regelt der AI Act, u.a. die Produkthaftungsrichtlinie und das Urheberrecht, was geht – und wer verantwortlich ist, wenn’s schiefgeht. Wichtig ist hier, freie KI-Tools sind für Kund:innen nicht einsetzbar, in Bezahlversionen kann die Weitergabe der Eingabe unterbunden werden, aber immer gilt: die AGBs lesen!

Urheberrechtlich sind viele KI-generierte Entwürfe nicht schützbar, da keine „menschliche Schöpfung“. Das macht’s heikel im Wettbewerb.
Haftungstechnisch wird diskutiert, ob der Mensch als „Promptgeber:in“ verantwortlich ist, oder der Toolanbieter.
Datenschutz (DSGVO!) ist bei Trainingsdaten oft eine Blackbox. Gerade bei Nutzeranalysen oder KI-generierten Personas ist Vorsicht geboten.
Klar ist, Designverantwortung wird zur ethischen Disziplin. Der Spruch „Ich hab’s nur eingegeben“ wird bald so gut klingen wie „Ich hab‘ nur Befehle befolgt“.

AI Agents – kreative Kollegen oder Revoluzzer mit Stromanschluss?
AI Agents wie AutoGPT, OpenAgents oder n8n agieren schon heute wie ausgelagerte, aber lernfähige Assistenten.

Sie analysieren Märkte, erstellen Wettbewerbsvergleiche,
iterieren auf Basis von Nutzerpräferenzen,
generieren Texte, Layouts, Codesnippets oder komplette Pitchdecks.
Dabei sind sie nicht nur Assistenten – sie handeln autonom, schlagen Alternativen vor, priorisieren sogar Aufgaben. Für Designer:innen kann das bedeuten: weniger repetitive Arbeit, besseres Marketing und Erleichterung in der Kundenakquise, aber auch ein neuer Anspruch an strategisches Denken und KI-Koordination.

Was ein AI-Agent ist, fragen Sie? Ein AI-Agent ist ein autonom agierendes KI-System, das Aufgaben eigenständig planen, ausführen und optimieren kann – oft basierend auf einem übergeordneten Ziel, ohne dass jeder einzelne Schritt vom Menschen vorgegeben werden muss und kann auf unterschiedliche Tools (= Programme), bestimmt durch den User, zugreifen.

Zukunftsausblick – vom Industriedesigner zum KI-Kurator?
Die Rolle unseres Berufs als Industriedesigner:in wandelt sich:

Kreation ohne Substitution: Designer:innen bleiben unverzichtbar – nach wie vor, wegen ihrer ästhetischen Expertise, und zunehmend wegen ihrer Haltung.
Neue Werkzeuge = neue Prozesse: die Parameter für Datenfluss erfordern neue Sprachen und neue Dialoge. Ideen generiert der Mensch, Skizzen bleiben als Grundlage. KI generiert das Rendering — offline – und mehr.
Vom Ideengeber zum Verantwortlichen: Wer KI sinnvoll orchestrieren will, braucht Metakompetenzen – Designexpertise, Prompt Engineering, KI-Wissen, Ethik und strategisch-kreative Filterkompetenz.
KI wird uns nicht ersetzen. Industriedesigner:innen, die KI nutzen, werden jedoch Jene ersetzen, die es nicht tun.

Ergo: Empowerment oder Endzeit?

KI ist kein Hype – aber auch kein Heilsbringer. Neues kann KI genauso wenig wie intuitive und emotionale Erlebnisse. Auch werden die Nachteile, wie der enorme Energie- und Wasserverbrauch oder die hohe Anzahl von Hardware Serveranlagen, nicht erwähnt. Selten nur spricht man von dem Missbrauch von KI, denn einmal Bullshit eingegeben, erzeugt KI einen millionenfachen Bullshit als Outcome. Auch die rechtliche Seite wird viel zu häufig zur Seite geschoben - meist zu Ungunsten der Kreativen.
Eine weitere Frage lässt mich persönlich nicht los: Die Kapazitäten des menschlichen Gehirns lässt jede KI verblassen, und doch trainieren wir lieber KI, als unsere eigene natürliche Intelligenz. Warum?

Für uns im Industriedesign kann KI allerdings wunderbar als Verstärker wirken, der unsere Ideen auf neuartige Weise präsentiert und gleichzeitig unsere Verantwortung schärft. Ob Industriedesign dadurch besser, schneller oder einfach nur anders wird, liegt nicht an der KI. Sondern an uns.

Fragen, Anmerkungen, utopische Zukunftsvisionen?
Die Diskussion hat längst begonnen – ganz analog.

Diplom Designerin Dr.-Ing. Sybs Bauer MA(RCA)
mithilfe von ChatGPT

Foto: Hintergrund KI / Prozess: Sybs Bauer

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