Chancen durch Innovationsökosysteme
- 14.04.2025
- Quelle: Redaktion
Die Rolle von Designerinnen und Designern in nachhaltigen Unternehmensstrategien
Die zunehmenden regulatorischen Anforderungen – darunter Lieferkettengesetze, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die EU-Taxonomie-Verordnung und die ECO-Design-Richtlinie – setzen Unternehmen zunehmend unter Druck. Diese zielen darauf ab, Nachhaltigkeit, Transparenz und verantwortliches Wirtschaften zu fördern. Darin liegt auch eine große Chance, insbesondere für Designer:innen, die bereits in der Frühphase der Produktentwicklung an entscheidenden Weichenstellungen beteiligt sind / sein sollten. Denn tatsächlich werden rund 80 Prozent aller relevanten Entscheidungen schon in der Design- und Entwicklungsphase getroffen. Diese Tatsache hebt hervor, wie strategisch bedeutend Rolle von Design bei der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle und Produkte ist.
Systemisches Denken, Kreativität und ihre Visualisierungskraft sind wichtige Elemente, um komplexe Herausforderungen gemeinsam zu lösen und nachhaltige Innovationen erfolgreich umzusetzen. Designschaffende stärken dadurch die Strategieteams und verbinden die verschiedenen Kompetenzen interdisziplinär miteinander. In den daraus entstehenden Innovationsökosystemen arbeiten verschiedene interne und externe Akteure – Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Technologieanbieter, Vermarkter und Verbraucher – eng zusammen und entwickeln ganzheitliche und nachhaltige Lösungen, die sozial und ökologisch verantwortungsbewusst sind und gleichzeitig ökonomische Vorteile bieten.
Designerinnen und Designer sollten diese Rolle als Vermittler und Gestaltende aktiv wahrnehmen und ausfüllen. Designschaffende können ihre Expertise nutzen, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die die Anforderungen der Circular Economy und Nachhaltigkeitsrichtlinien erfüllen. Dazu gehören Produkte, die langlebig, reparierbar und recyclebar sind. Durch intelligentes Produktdesign lassen sich Materialverbrauch, Energieeinsatz und Abfall reduzieren. Gleichzeitig werden Recycling- und Reparaturfähigkeit verbessert.
Andererseits können Designer:innen innerhalb solcher Netzwerke auch als Impulsgeber und Innovationsmotor agieren. Durch den permanenten und intensiven Austausch (Life-Long-Learning) mit unterschiedlichen Akteuren erhalten sie Einblicke in technologische Entwicklungen und gesellschaftliche Trends, die es in innovativen Anordnungen und Kombinationen ermöglichen, proaktiv neue Lösungsansätze zu entwickeln.
Gerade im Kontext digitaler Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) eröffnen sich große Chancen. Maßgeschneiderte KI-Anwendungen, die genau auf konkrete Nutzungsszenarien abgestimmt sind, ermöglichen es Designern, Nutzererwartungen präzise zu steuern und Ressourcen effizienter einzusetzen. Dies reduziert nicht nur Servicekosten, sondern ermöglicht auch einen verantwortungsvolleren Umgang mit Energie und Rohstoffen.
Darüber hinaus können Designer aktiv dazu beitragen, Verbraucherinnen und Verbraucher in nachhaltigen Verhaltensweisen zu unterstützen und anzuleiten. Das bloße Anbieten nachhaltiger Produktfeatures reicht oftmals nicht mehr aus, um tiefgreifende Veränderungen im Verbraucherverhalten zu bewirken. Vielmehr bedarf es gezielter Hilfestellungen und Lernpfade, die Nutzer motivieren, Produkte nachhaltig und bewusst zu verwenden. Designprofis sind ideal positioniert, solche Lern- und Transformationsprozesse kreativ und benutzerzentriert zu gestalten. Dabei stärken sie nicht nur die Markenbindung und das Unternehmensimage, sondern fördern langfristig nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen, hin zu unabhängigen und regenerativen Wirtschaftsformen.
Kooperative Partnerschaften bieten ideale Voraussetzungen für den Kompetenzaufbau und den Austausch zwischen den Akteuren. Designerinnen und Designer können in einem solchen Umfeld ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickeln, Wissen austauschen und von anderen Disziplinen lernen. Besonders gefragt sind Kompetenzen im Bereich des systemischen Denkens, der nachhaltigen Produktentwicklung und im Umgang mit digitalen Technologien.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Aufbau und die Mitgestaltung von Innovationsökosystemen für Designer:innen eine Vielzahl an Chancen eröffnet, die weit über das traditionelle Tätigkeitsfeld hinausgehen. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Verantwortung nicht nur als regulatorische Pflicht gelten, sondern auch zur gesellschaftlichen Erwartung geworden sind, können Designer entscheidend dazu beitragen, diese Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern sie auch als Wettbewerbsvorteil strategisch zu nutzen. Durch ihre Fähigkeit, Nutzererwartungen gezielt zu gestalten, nachhaltige Produkte zu entwickeln und nachhaltige Verhaltensweisen aktiv zu fördern, leisten sie einen essenziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft. Diese Rolle sollte von Unternehmen aktiv gefördert und als strategische Chance verstanden werden.
Siegfried Baldauf, Diplom Designer (FH)
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