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Circularity Guideline – Best Practice VEPA

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  • 17.03.2025
  • Quelle: Redaktion

Die Circular Economy ist die Zielvision unserer Wirtschaft, die dem European Green Deal zugrunde liegt. Die Gründe für Unternehmen, auf Kreislauffähigkeit zu setzen, sind vielfältig: Sie reichen von direkten Kosteneinsparungen durch Sekundärrohstoffe über Risikomanagement und Supply Chain Diversifizierung bis hin zu Employer Branding, Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Compliance. Dennoch sind zirkuläre Geschäftsmodelle in deutschen Unternehmen noch die Ausnahme.

Deshalb hat Intuity Media Lab für die Entwicklung einer Circularity Guideline im Auftrag von Umwelttechnik BW mit verschiedenen Unternehmen gesprochen, um zu verstehen, wo sie stehen und welche Ansatzpunkte den Übergang zu zirkulären Geschäftsmodellen am besten unterstützen. Ein Best Practice ist das Möbelunternehmen VEPA aus den Niederlanden, das für andere Unternehmen als Blaupause für einen systematischen Unternehmenswandel dienen kann.

Der Auslöser, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen, war bei VEPA, wie bei einigen unserer Gesprächspartner, die Wirtschaftskrise 2008. Was als Effizienzmaßnahme in der eigenen Produktion begann – Produktionsabfälle wieder in die Fertigung zurückzuführen – ist heute eine Randnotiz neben ambitionierten zirkulären Produkten und Geschäftsmodellen der Circular Economy.

Ein Kundengespräch bei VEPA dreht sich weniger um den Verkauf von Möbeln, sondern um das Erfüllen des Kundenbedürfnisses durch vier Strategien:

1. 1:1-Wiederverwenden von bestehenden Möbeln
2. Wiederaufarbeiten (Refurbishment)
3. Second Life
4. kreislauffähige neue Produkte

So kann es sein, dass der nächste Auftrag primär durch Logistik und Anpassungsmaßnahmen existierender, statt durch die Produktion neuer Möbel geprägt ist. Eines ist jedoch klar: Diese Geschäftsmodelle funktionieren nur durch strategische Partnerschaften, regional vernetzte Zulieferer und lokale Produktion. Anpassungen werden möglichst vor Ort beim Kunden vorgenommen, anstatt hunderte von Möbeln mit hohem logistischem Aufwand in die Produktionshallen zu transportieren. Das funktioniert zum Beispiel über Refurbishment-Kits, die beim Kunden montiert werden. Besonders spannend ist die Entscheidung, das Refurbishment nicht auf die Produkte des eigenen Unternehmens zu beschränken, sondern Möbel verschiedenster Hersteller aufzuarbeiten. Auch wenn jeder Auftrag anders ist und die Planung zur Herausforderung wird, wenn der Zustand der Produkte stark variiert, geht das Konzept auf. Zunehmend fragen auch öffentliche Auftraggeber und Ausschreibungen explizit nach wiederaufbereiteten Möbeln.

Auch die Neuentwicklung von Produkten erfolgt unter der Prämisse der Recyclingfähigkeit. Dies bedeutet insbesondere die Trennbarkeit verschiedener Stoffgruppen, den Verzicht auf Kontaminationen durch Additive wie Glasfaserfüllstoffe und den Einsatz von Post-Consumer-Recyclingkunststoffen (PCR) oder biologischen Materialien. Sichtbar wird das zum Beispiel bei Tischplatten, deren Laminat sich durch einen speziellen Kleber wieder ablösen lässt, oder bei Stühlen aus recycelten Sterilisationstüchern. Dabei wird nicht alles selbst gemacht: Die recycelten Sterilisationstücher werden als Kunststoffgranulat von der Recyclingfirma PreZero bezogen. Weil ein Produkt jedoch erst wirklich im Kreislauf gedacht ist, wenn recyceltes Material wieder recycelt wird, möchte VEPA solche Stühle auch wieder zurück haben – closed loop Recycling also.

Dass eine Transformation hin zu Circular Business Practices nicht von heute auf morgen passiert – auch nicht eine Produktentwicklung mit neuen Materialien – bestätigt uns auch der Interviewpartner von VEPA.

"Nachhaltigkeit ist eine Reise in die Zukunft, aber es ist eine Reise, die nicht von heute auf morgen geht. Das heißt, Du musst es Schritt für Schritt machen" 
– Marco Schoneveld, Geschäftsleiter VEPA Deutschland

Das bedeutet, zunächst Ziele und eine Roadmap auf Unternehmensebene zu formulieren, aber vor allem auf dem Weg dorthin mutige kleine Schritte zu gehen, statt einen Masterplan zu schmieden. Konkret also damit umgehen zu können, iterativ im Prozess zu lernen und sich einzugestehen, nicht Alles planen zu können. Dieser Hands-on Approach und der Umgang mit Unsicherheit, der vielleicht erst mal naiv klingt, macht VEPA zu einem der führenden Unternehmen, welches nicht nur über Circular Economy redet, sondern für die Circular Economy zu einem elementaren Bestandteil der Unternehmensidentität geworden ist.

Intuity hat nach vielen Interviews festgestellt, dass Circular Design für die wenigsten Unternehmen die größte Herausforderung darstellt. Vielmehr geht es zunächst darum, in den Produktteams ein gemeinsames Verständnis der Circular Economy zu schaffen, um sie in die Lage zu versetzen, kreislauffähige Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mit Hilfe des Leitfadens möchten wir dazu beitragen, die Grundlagen dafür zu schaffen, die zirkulären Potenziale der eigenen Produkten zu erkennen. Einfach verständlich und niederschwellig, damit Nachhaltigkeitsmanager:innen mit Produktmanager:innen, Ingenieur:innen und Designer:innen auf Augenhöhe kreativ über kreislauffähige Geschäftsmodelle diskutieren können.

Der vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft geförderte Leitfaden wird im Laufe des Frühjahrs zunächst für Baden-Württembergische Unternehmen kostenlos bei Umwelttechnik BW erhältlich sein. Darüber hinaus bietet Umwelttechnik BW in regelmäßigen Abständen z.B. CIRCO-Workshops an, in denen, in nur sechs Wochen, eine Strategie für zirkuläres Wirtschaften in ihrem Unternehmen erarbeitet wird. 

Wenn Sie sich zum Thema Circularity weiter austauschen möchten, melden Sie sich bei János Adelsberger von Intuity Media Lab und Jonas Umgelter von Umwelttechnik BW, oder auch bei der VDID Projektgruppe Nachhaltigkeit.

János Adelsberger, Intuity Media Lab und aktiv im VDIDlab

Impressionen

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    Circularity Guideline — © János Adelsberger | Intuity Media Lab GmbH
  • 250318 Vepa Blue Finn
    Vepa Blue-Finn — © VepaDrentea B.V.
  • 250317 Vepa Fair Furnished
    Fair Furnished — © VepaDrentea B.V.
  • 250317 Vepa Recycling PET Felt
    Recycled PET in den Vepa Felt Produkten — © VepaDrentea B.V.

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