Verantwortung mit Design im Möbelbau
- 08.03.2025
- Quelle: Redaktion
Nachhaltiger Möbelbau und die Rolle des Designs
Designerinnen und Designer tragen eine hohe Verantwortung für die Nachhaltigkeit in der Möbelbranche. Ihre Entscheidungen bezüglich Materialien, Herstellungsverfahren und Gestaltung beeinflussen nicht nur die Umweltbilanz eines Produkts, sondern auch dessen Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit. Umweltbewusste Konsument:innen erwarten langlebige, schadstoffarme und recycelbare Möbel und es liegt in der Hand der Designer:innen, diesen Erwartungen mit innovativen und umweltfreundlichen Lösungen gerecht zu werden. Doch was bedeutet Nachhaltigkeit im Möbelbau genau? Neben der Wahl der Materialien und Herstellungsverfahren sind auch der gesamte Lebenszyklus eines Produkts sowie dessen Entsorgung entscheidend.
Nachhaltigkeit durch Gestaltung
Designer:innen spielen eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Möbelproduktion. Sie müssen nicht nur umweltfreundliche Materialien wählen, sondern auch ästhetische, langlebige und funktionale Möbel entwerfen, die den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft folgen. Durch ihre Materialauswahl und die enge Zusammenarbeit mit Herstellern können sie auch direkte Impulse für eine nachhaltigere Produktion setzen. Ressourcenschonende Herstellungsprozesse wie CNC-Fräsen und 3D-Druck minimieren Verschnitt und Materialverschwendung, während schadstofffreie Leime und Lacke für eine bessere Umwelt- und Gesundheitsbilanz sorgen. Nachhaltiges Design basiert auf mehreren Grundprinzipien: Cradle-to-Cradle bedeutet, Produkte so zu entwerfen, dass sie vollständig wiederverwertet werden können. Form follows material stellt die Materialwahl in den Mittelpunkt des Designs, um ressourcenschonend zu arbeiten. Minimalismus verfolgt den Ansatz, mit möglichst wenigen Mitteln funktionale, langlebige und ästhetische Möbel zu gestalten. Ergänzend spielen energieeffiziente Produktion, Zero-Waste-Konzepte zur Minimierung von Materialabfällen sowie modulare Möbel eine entscheidende Rolle, da sie eine flexible Anpassung an veränderte Bedürfnisse ermöglichen und damit ihre Lebensdauer verlängern.
Materialien: Die Basis nachhaltiger Möbel
Die Wahl der Materialien ist einer der zentralen Faktoren für nachhaltige Möbel. Massivholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist eine bevorzugte Option, doch auch recycelte Werkstoffe wie OSB oder MDF mit niedrigen VOC-Emissionen sind eine umweltfreundliche Alternative. Neben Holz gewinnen Naturmaterialien wie Bambus, Kork oder Hanf an Bedeutung. Besonders Metalle wie Aluminium oder Stahl bieten eine nahezu unendliche Recycelbarkeit und hohe Stabilität, was sie zu einer nachhaltigen Wahl macht. Auf Materialbeschaffung haben Designer:innen leider nur sehr selten Einfluss, doch wenn, hilft eine regionale Beschaffung Transportemissionen zu reduzieren. Neben dem Ausstoß von Emissionen hat die Wahl des Materials auch einen großen Einfluss auf den Gesamtenergieeinsatz. Insbesondere in der Holzverarbeitung, bei der Metallbearbeitung oder bei thermischen und chemischen Veredelungsverfahren wird viel Energie verbraucht, was dazu führt, dass auch diese nachhaltigen Materialien nicht ohne Hinterfragen eingesetzt werden sollten. Designerinnen und Designer können diesen Verbrauch positiv beeinflussen, indem sie Materialien wählen, die mit geringem Energieaufwand hergestellt werden können, auf energieintensive Prozesse verzichten und durch die enge Zusammenarbeit mit dem Hersteller, darauf hinwirken, dass auf eine lokale Produktion gesetzt wird, um Transportwege zu minimieren. Zudem können sie durch eine intelligente Konstruktion den Materialeinsatz optimieren und so den Energiebedarf in der Fertigung senken. Da Designer:innen zunehmend auch als Beratende fungieren, können Sie versuchen, die Hersteller zu sensibilisieren. Der bewusste Einsatz von energieeffizienten Produktionsmethoden und Maschinen sowie die Berücksichtigung von regenerativen Energien im Herstellungsprozess tragen ebenfalls zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei.
Oberflächenbehandlungen: Umweltfreundlich und gesundheitsschonend
Nicht nur bei Holzmöbeln spielen Lacke und Beschichtungen eine zentrale Rolle für Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit. Während konventionelle Lacke oft Lösemittel und Weichmacher enthalten, bieten natürliche Öle und Wachse bei Naturmaterialien häufig eine emissionsfreie Alternative. Wasserbasierte Lacke reduzieren den Ausstoß flüchtiger organischer Verbindungen (VOC), während Pulverbeschichtung bei Metalloberflächen oft eine langlebige, umweltfreundliche Lösung darstellt.
Produktlebenszyklus und Nutzung: Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit
Nachhaltige Möbel zeichnen sich durch ihre lange Lebensdauer aus. Für Gestalter:innen bedeutet das modulare Konzepte mit austauschbaren Komponenten sowie robuste Materialien, welche die Reparierbarkeit fördern, oder kurz: Reparaturfreundliches Möbeldesign. Auch die Mehrfachnutzung ist ein möglicher Gestaltungsaspekt, der es erlaubt, Möbelstücke für verschiedene Zwecke einfach umzugestalten oder weiterzuverkaufen. Damit lang genutzte Möbelstücke auch später noch Ihren Wert haben, ist eine pflegeleichte Gestaltung hilfreich.
Kreislaufwirtschaft fördern und „End of Live“ bedenken
Am Ende seiner Nutzung hilft einem nachhaltigen Möbelstück, dass es nicht entsorgt werden muss, sondern wiederverwertet werden kann. Designer:innen können dies durch die Wahl recyclingfähiger Materialien und einer einfachen, sortenreinen Trennung der Bestandteile ermöglichen. Trennbare Materialkombinationen erleichtern das Recycling, während Rücknahmeprogramme Hersteller in die Verantwortung nehmen. Biologisch abbaubare Materialien wie Holz, Bambus oder Naturfasern bieten eine kompostierbare Alternative. Der Cradle to Cradle Gedanke sollte gutem Design innewohnen.
Designer:innen in der Verantwortung
Dieser kurze Ausflug in die Verantwortung von Designerinnen und Designern im Möbeldesign kann nur einen kleinen Überblick geben, mit dem Jeder ermutigt werden soll, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit verstärkt auseinanderzusetzen. Da ständig neue innovative Materialien und Herstellungsverfahren nachgefragt und entwickelt werden, müssen sich Designer:innen ebenfalls kontinuierlich weiterbilden und aktuelle Entwicklungen verfolgen. Zudem ist es essenziell, sich intensiv mit den verwendeten Materialien auseinanderzusetzen, da viele Werkstoffe und Produktionsmethoden nur auf den ersten Blick nachhaltig wirken. Ein tiefgehendes Verständnis hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen und echte Nachhaltigkeit sicherzustellen.
Mag. (FH) Benjamin Schilbach, Marken- und Design-Strategie Berater, VDID Mitglied und Dozent an der FH Ingolstadt
Impressionen
Abonniere den VDID Newsletter
Trage Deine E-Mail-Adresse hier ein, um den VDID Newsletter zu abonnieren.
