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Next Level Industrial Usability

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  • 03.09.2024
  • Quelle: Redaktion

Innovative Technologie entfaltet ihr Potenzial erst dann, wenn sie einen echten Mehrwert für die Anwendenden bietet – und hier spielt die Gebrauchstauglichkeit eine entscheidende Rolle. Während der technische Vorsprung weiterhin eine wichtige Rolle spielt, wird die Industrial Usability eines Produkts zunehmend zu einem zentralen Wettbewerbsvorteil. Mit der digitalen Transformation steigen die Anforderungen an Produkte und Produktsysteme, die immer komplexer werden. In diesem Kontext gewinnen Ergonomie, Usability und User Experience an Bedeutung und rücken in den Mittelpunkt des Produktentwicklungsprozesses.

Usability als Schlüssel zum Erfolg

Innerhalb der letzten Jahre ist der Usability Engineering Prozess neben dem Risikomanagement zu einer der Einflussgrößen geworden. Nicht nur in Deutschland ist dies inzwischen per Norm vorgeschrieben; auch andere Länder wie die USA geben Regeln für Usability Engineering vor. Diese Entwicklung bietet insbesondere für Industriedesigner:innen große Chancen. Hier sind die wesentlichen Schritte im Usability Engineering Prozess:

1. Planung und Definition des Nutzungskontexts
Zielsetzung und Umfang: In dieser ersten Phase werden die Ziele des Usability Engineering Prozesses definiert. Dazu gehört die Festlegung, welche Aspekte der Usability untersucht und verbessert werden sollen (Hard- / Software).
Kontextanalyse: Der Nutzungskontext wird detailliert beschrieben. Dazu gehören Informationen über die Benutzer:innen (Zielgruppe), ihre Aufgaben, die Umgebungsbedingungen und die verwendete Technologie. Die Analyse des Nutzungskontexts hilft, die Anforderungen an das Produkt besser zu verstehen.

2. Anforderungsanalyse
Erhebung von Benutzeranforderungen: In dieser Phase werden die spezifischen Anforderungen der Benutzer:innen an das Produkt erfasst. Dies kann durch Interviews, Umfragen, Beobachtungen und Workshops geschehen.
Spezifikation von Usability-Zielen: Basierend auf den erhobenen Anforderungen werden konkrete Usability-Ziele definiert. Diese Ziele sind messbar und dienen als Referenz für die spätere Bewertung der Usability.

3. Design und Entwicklung
Konzeptentwicklung: Es werden erste Konzepte und Designideen entwickelt, die die erhobenen Benutzeranforderungen berücksichtigen. Dies kann in Form von Skizzen, Wireframes oder Prototypen geschehen.
Iteratives Design: Das Design wird schrittweise verfeinert, wobei regelmäßig Feedback von Benutzer:innen eingeholt wird. Dieser iterative Prozess ermöglicht es, frühzeitig Probleme zu identifizieren und zu beheben.

4. Prototyping
Erstellung von Prototypen: Prototypen dienen als physische oder digitale Modelle des Produkts, die genutzt werden, um die Usability in einem frühen Entwicklungsstadium zu testen. Diese Prototypen können einfache Papier-, Proportions-,3D-Drucke, CNC-gefräste Modelle oder hochentwickelte interaktive Prototypen sein.
Usability-Tests: Prototypen werden in Usability-Tests mit Expert:innen und / oder echten Benutzer:innen evaluiert. Dabei wird untersucht, wie gut die Benutzer:innen mit dem Prototypen interagieren, ob sie ihre Ziele effektiv und effizient erreichen können und wie zufrieden sie mit der Nutzung sind.

5. Evaluation und Validierung
Bewertung der Usability: Die Ergebnisse der Usability-Tests werden analysiert, um festzustellen, ob die definierten Usability-Ziele erreicht wurden. Dies kann durch qualitative Methoden (z.B. Interviews) und quantitative Methoden (z.B. Task Completion Rates) erfolgen.
Identifikation von Verbesserungsmöglichkeiten: Basierend auf der Evaluation werden Schwachstellen im Design identifiziert und Lösungsvorschläge entwickelt. Diese Vorschläge fließen in den nächsten Designzyklus ein.

6. Implementierung und Optimierung
Finalisierung des Designs: Nach mehreren Iterationen und Tests wird das endgültige Design festgelegt. Es stellt sicher, dass das Produkt die Usability-Anforderungen erfüllt und der Designstrategie / Markendesign entspricht.
Kontinuierliche Verbesserung: Auch nach der Markteinführung des Produkts sollte die Usability überwacht und gegebenenfalls optimiert werden. Benutzerfeedback und Nutzungsdaten können wertvolle Hinweise für zukünftige Verbesserungen liefern.

7. Dokumentation und Nachverfolgbarkeit
Dokumentation des Prozesses: Jede Phase des Usability Engineering Prozesses wird dokumentiert. Dies umfasst die Beschreibung des Nutzungskontexts, die erhobenen Anforderungen, die durchgeführten Usability-Tests und die daraus resultierenden Designentscheidungen.
Compliance und Normen: Usability-Normen wie die ISO 9241-Serie bieten wertvolle Leitlinien und Anforderungen, die sicherstellen, dass Produkte und Systeme den Bedürfnissen der Benutzer entsprechen. In einigen Branchen, wie der Medizintechnik, ist die Einhaltung spezifischer Normen, wie IEC 62366, erforderlich. Die Dokumentation hilft, die Einhaltung dieser Normen nachzuweisen.

Fazit
Auch wenn die Anforderungen und Normen für uns Industriedesigner:innen oft herausfordernd sind, bieten sie die Chance, unsere Profession auf das nächste Level zu heben und markenspezifische Designs zu schaffen, die den höchsten Ansprüchen in der Industrie gerecht werden. Eine Aufgabe die von Industriedesigner:innen am besten umgesetzt werden kann. 

Christoph Winkler
Gründer / CEO REFORM DESIGN product GmbH
Vorsitzender VDID Region 04 Baden-Württemberg

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