zurück
Redaktionsintern

Zweite Deutsche Design Debatte - 60 Jahre RfF

Teilen
  • 20.06.2013
  • Quelle: Region
Zu "Zweite Deutsche Design Debatte" des „Rats für Formgebung“ am 13. Juni 2013 in der Paulskirche, Frankfurt/Main

Eine Debatte ist laut Wikipedia ein Streitgespräch, das formalen Regeln folgt und häufig vor Entscheidungen geführt wird. Für und Wider werden in kurzen Reden vorgetragen. Insofern war die "Zweite Deutsche Design Debatte", mit der der Rat für Formgebung seinen sechzigsten Geburtstag beging, ein Etikettenschwindel. Tatsächlich bestand die Veranstaltung aus einer Reihung von mehr oder weniger launigen Reden. Aber wer traut sich das zu sagen, in der zu zwei Dritteln gefüllten Paulskirche, einem so mit Geschichte aufgeladenen Ort?

Auch die Einladungsliste zeugt vom Einfluss dieser Institution: Zugesagt hatten immerhin Bundeswirtschaftsminister Rösler (er fehlte entschuldigt, wegen der Bundestagsentscheidung über acht Milliarden Euro Hochwasserhilfe) und sein hessischer Kollege Rentsch. Dieser ließ sich allerdings – ohne Begründung für das Publikum – von seinem Staatssekretär Steffen Saebisch vertreten, der immerhin mit Verve zum Thema sprach.

Warum es den Rat für Formgebung überhaupt gibt, wurde von dessen Präsidenten Peter Pfeiffer erläutert: Auf Anregung des Bundestages (!) wurde er 1953 gegründet. Grund war die schwache Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte, die den Politikern bei internationalen Messen aufgefallen war. Lob gab es von Pfeiffer für die Arbeit der Geschäftsführer: Sie führten den Rat weitaus besser als vergleichbare Institutionen. Allerdings ging er hierauf nicht näher ein.

Was wird in Zukunft Bedeutung haben? Wie wird sich die Branche entwickeln? Welche Erwartungen, Strömungen, Zwänge werden in Zukunft unserer Alltagsgegenstände oder Industriegüter bestimmen? Das sind die Fragen, deren Beantwortung der Rat uns an diesem Tag schuldig bleibt.
Es ist auch eine Frage der Generationen: saturierte Unternehmer und vor allem Museumsdirektoren geben keinen Blick auf die aktuellen Strömungen, Nöte wie Möglichkeiten in der Branche.

Wichtig wäre auch zu wissen, wo sich der Rat bzw. dessen Geschäftsführung in den nächsten zehn Jahren sieht und welche Schwerpunkte er bei seiner Arbeit setzen möchte. Erst Designprofessor Stefan Dietz gab einen Abriss über die Entwicklung seit der letzten Konferenz vor zehn Jahren (zum 50. Geburtstag) und einen knappen Ausblick auf mögliche Entwicklungen. Das hätte vertieft werden sollen!

Lediglich ein kleines Scharmützel zwischen zwei selbstbewussten Rednern (Erik Spiekermann, Typograph und Martin Roth, vom Victoria and Albert Museum London) sorgte für Bewegung. Bezeichnenderweise wurde dabei das Verhältnis zu gut gestalteten Produkten in England und Deutschland thematisiert und gegenüber gestellt.

War zu Beginn der Vortragsredner eine spannende Musik (Piano und Vibrafon) vorgetragen worden, fehlte diese zum Schluss der Veranstaltung trotz Ankündigung, sie entfiel kommentarlos. So wurden auch die Gäste ohne viel Aufhebens entlassen zum üblichen Networking bei Sekt und Brezeln.

Der Rat für Formgebung zeigt bei vielen seiner Unternehmungen bemerkenswerte Professionalität. Er sollte sich für seine nächste Feier einen freieren Diskurs gönnen.

Abonniere den VDID Newsletter

Trage Deine E-Mail-Adresse hier ein, um den VDID Newsletter zu abonnieren.

Meine Einwilligung kann ich jederzeit per Mail an newsletter@vdid.de oder per Link in den Newsletter widerrufen.

Für den Versand unserer Newsletter nutzen wir rapidmail. Mit Ihrer Anmeldung stimmen Sie zu, dass die eingegebenen Daten an rapidmail übermittelt werden. Beachten Sie bitte deren AGB und Datenschutzbestimmungen .

VDID Logo rgb3x