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Licht und Schatten

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  • 08.02.2024
  • Quelle: Redaktion

Das Eine erzeugt das Andere – und obwohl (oder gerade weil) ohne Licht nichts wäre – ist dies eine Ressource / Sparte mit der professionell umgegangen / gestaltet werden muss.

Als Licht-Designer:in muss man sich, ob der inflationären Anwendung von Licht und Lichtquellen, leider immer mehr die Frage stellen, ob die günstige Verfügbarkeit von künstlichem Licht (durch LED) nicht langsam mehr Fluch als Segen ist…

Die Entwicklung in der Lichtgestaltung hat in den letzten Jahrzehnten rasante Entwicklungsschritte gemacht – war ich z.B. Anfang der 1990er selbst mit daran beteiligt z.B. die Außenwerbung, zuerst zu be-, dann auch zu hinterleuchten – so macht nicht nur mir, der inzwischen inflationäre Gebrauch von Lichtquellen große Sorgen.

Im VDID Codex hat der Berufsverband schon vor vielen Jahren auf den sensiblen Einsatz von (Licht-)Design hingewiesen. Professionelle Gestaltung, wie z.B. mit Licht, ist wichtig für einen behutsamen Umgang mit dem spezifischen Umfeld und der Gesellschaft. Es darf nicht zu marktschreierischen Einsätzen in der Lichtausbreitung führen, obwohl im öffentlichen Raum bei z.B. der Ausleuchtungen von Gebäuden, Höfen oder Objekten ohne Rücksicht auf Blendung der Passanten „volle Röhre“ mit Lichtmengen nur so geprotzt wird. So wurde das "günstige Licht" leider zu einem Problem der überbordenden Lichtverschmutzung – siehe International Dark Sky Association. Link: https://darksky.org/

Bei der Entwicklung von Flächenausleuchtungen lernt man als Profi sehr schnell, dass viel Licht nicht viel bringt, wenn es nicht gleichmäßig verteilt auf der Fläche ankommt. So waren z.B. die ersten Werbeflächen punktuell ausgeleuchtet (mit 500W Strahlern – es wurden in den Brennpunkten bis zu 1.000 Lumen gemessen) – während auf der Fläche, durch professionell gestaltete Reflektoren und Leuchtstoffröhren (damals war LED noch zu teuer und anfällig) eine gleichmäßige Ausleuchtung mit Werten zwischen 150 und 300 Lumen erzielt werden konnte. Auf den ersten Blick konnte man denken, dass dies zu dunkel wäre – aber durch die gleichmäßige Ausleuchtung war eine Lesbarkeit überhaupt erst gegeben und die Flächen wirkten positiver, als die gleißend hellen, punktuell ausgeleuchteten Flächen.

Damals brachte die Beleuchtung von (Werbe-)Flächen auch noch den positiven Effekt mit, dass die Werbung, insbesondere in den dunkleren Jahreszeiten, deutlich länger wahrgenommen werden konnte (Mehrwert für die Kunden) und gleichzeitig auch für mehr Helligkeit im öffentlichen Raum wie z.B. in Bushaltestellen sorgte (Sicherheit = Mehrwert für die Gesellschaft).

Dass inzwischen fast alles ausgeleuchtet wird, verdanken wir zum Großteil der einerseits positiven Entwicklung von LED Leuchtmitteln, die Beleuchtung nicht nur deutlich langlebiger, im Verbrauch deutlich sparsamer und inzwischen auch in der Anschaffung günstiger werden ließen. Aber genau dieses führte in letzter Zeit zu immer mehr Licht-Verschmutzung, da die Ausleuchtung an vielen Stellen nicht von Profis gestaltet wird, sondern oft von Einkaufsabteilungen – die z.B. Halogen-Leuchten mit 500W Leistungsaufnahme durch 250W LED-Fluter ersetzen lassen – den Zahlen folgend; günstiger; leuchten länger und verbrauchen weniger Strom – das müsste doch gut sein.
Dass aber eben dann an dieser Stelle eine höhere Leuchtintensität generiert wird - die zu stärkeren Abschattungen und damit zu einem Licht- / Schatten-Gefälle führt, das einer angenehmen Wahrnehmung nicht dient - ist die Folge. Vom falschen LED-Einsatz - sprich; Lichtfarben (Kelvinwerten) ganz zu schweigen - sind diese tatsächlich noch günstiger, aber gleichzeitig auch schlechter für das Wohlbefinden.

Hier braucht es - bei aller Liebe zur Beleuchtung - definitiv professionelle Betreuung durch Designer:innen, die sich in dem Metier auskennen und Licht kontrolliert einsetzen, bzw. positive Akzente setzen. Gestalter:innen die mit Licht und Schatten anregend oder beruhigend umgehen können – und dies dann auch möglichst in langlebigen und wertigen Produkten umsetzen – sollten die wichtigsten Partner:innen für Unternehmen in der Lichtbranche sein.

In diesem Sinne – hoffen wir, dass den Verantwortlichen ein Licht aufgeht - denn ohne Licht ist Alles nichts…

Besuchen Sie auch den VDID Stand oder den von VDID und Mentor organisierten Rundgang auf der Light + Building in Frankfurt > Link hier!

gez. rainer zimmermann, zimmermann-pdg / vdid

Impressionen

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    shielded vs unshielded bad-better-best (temp. off) — © darksky.org
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    Werbeanlagen in Bushaltestellen brachten Strom, Licht und damit Sicherheit in den Öffentlichen Raum — © brian-quid_unsplash
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    Hinterleuchtete Werbeanlage Mega-Light S3 für Ströer AG — © rainer zimmermann pdg
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    Lichtelemente dark-blond-red für Schnittstelle Ulm — © rainer zimmermann pdg
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    Ohne Licht ist nichts... — © nasa-hubble-space-telescope_unsplash

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