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KI – Design oder nicht sein…

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  • 10.04.2023
  • Quelle: Redaktion

Alle reden von und über KI – künstliche Intelligenz in Form von ChatGPT, DeepL oder Stable Diffusion, etc. - doch was bedeutet das – oder was wird uns da als die heilbringende Zukunft derzeit einfach so verkauft?

Algorithmen bestimmen inzwischen schon an so vielen Stellen unseren Alltag, dass wir uns vieles Selbstverständliche gar nicht mehr ohne vorstellen können.

Künstliche Intelligenz kann aufgrund seiner schnellen Prozesse in Verwaltungen, Analysen wie beispielsweise in medizinischen Bereichen Diagnosebilder in solcher Geschwindigkeit sichten und Unregelmäßigkeiten erkennen – dass es die zigfache Zeit von hochqualifizierten Fachkräften in Anspruch nehmen würde, diese auch in der gleichen Tiefe ausfindig zu machen.

Das Durchsuchen und Auffüllen von Datenbanken, das Ziehen von Informationen aus vorhandenen Datensammlungen und aus dem Internet oder erfassten Bibliotheken zu einem unglaublich umfangreichen, globalen und vermutlich auch interkulturellen Informationsschatz bietet ganz neue (all)umfängliche Quellen bzw. Ressourcen.

Doch ist das nicht auch eine Gefahr – denn durch die Erfassung und Auswertung vorhandener Daten, Bilder, Texte, Systeme und Funktionalitäten entsteht noch keine eigenständige Intelligenz – sondern  ein mächtiges Instrument, welches „nur“ Interessen, Vorlieben und Abhängigkeiten erkennen und eventuell auch (aus)zunutzen weiß. So hat der KI-Bildgenerator Midjourney, in welchem sich sehr realistische Bilder durch Texteingaben (Papst in weißer Daunenjacke) generieren lassen - seine Leistungen wegen Mißbrauchs inzwischen eingeschränkt. In Italien wurde ChatGPT abgeschaltet, da zuviele Informationen der User genutzt wurden.

Kann eine, mit noch so umfangreichen (kopierten) Erkenntnissen und Prozessen gespickte „Intelligenz“ (oder doch nur Datensammlung?) auch tatsächlich wirkliche Innovationen hervorbringen – oder sind es doch nur unendliche Kombinationen und Variationen vorhandener Systeme, Bilder, Stile und Ideen? - und wer definiert den Nutzen und die tatsächliche Fortschrittlichkeit, bzw. wer definiert die Werte, die diese Prozesse steuern und kontrollieren? Geht es um Wirtschaftlichkeit, Profitabilität, Nachhaltigkeit, soziale oder ethische Werte – wer entscheidet darüber?

Wo kommen all die Trainingsdaten her – und wie können und dürfen diese genutzt und zu- bzw. eingeordnet werden? Ist das inzwischen schon als Text-, Bild- und Data-Mining benannte Phänomen, Informationen aus allen möglichen Quellen zu ziehen, eigentlich nicht schon geistiger Diebstahl – oder zumindest unvergütete Nutzung von intellektuellem Eigentum (IP)?

Wie entstehen wirkliche Heureka Momente – ist es die menschliche Intuition, Empathie, einzelne Genies oder zufällige Ereignisse (wie bei Newton‘s fallendem Apfel und der Schwerkraft)?

Besonders OpenAI hat in den letzten Monaten z. B. durch sein textbasiertes Dialogsystem ChatGPT (Generative Pretrained Transformer) eine Tür für die breite Massennutzung aufgestoßen, wo schwer zu erkennen ist, wie dieses Raubtier an globalen Texten, Bildern und neuen Kombinationen je wieder eingefangen werden kann. Denn wer glaubt, dass dies aus Generosität kommt, glaubt vermutlich auch an den Osterhasen - Daten sind das Gold des 21.Jahrhunderts. 

Für Recherchen und Untersuchungen von globalen Informations- und Bild-Datenbanken ist KI sicher ein phantastisches Tool und eine unglaubliche Erleichterung, sich umfassend zu informieren und ein „eigenes Bild“ zu machen.

Doch wenn frei zugängliche (wer sagt, dass es nicht auch Geschütze sind?) Texte, Töne und Bilder systematisch durchsucht und dann als Trainingsdaten benutzt und eingeordnet werden – ist das nicht eigentlich schon eine Art des Plagiarismus!?

Hier sollten nicht nur bei Soloselbstständigen aus dem Kultur- und Mediensektor die Alarmglocken angehen - wenn man bedenkt, dass Werke, die durch Künstliche Intelligenz geschaffen werden, urheberrechtlich nicht geschützt sind, da der Urheberrechtsschutz die menschliche Schöpfung voraussetzt.
Hier sollte das Urheberrecht eine zentrale Rolle einnehmen – es muss z. B. schnell die Frage beantwortet werden, ob geschützte Werke ohne Einwilligung der betroffenen Urheber frei zum Training, also zur Entwicklung von KI, genutzt werden dürfen (wenn es nicht schon zu spät ist).
Sollen Kreative, Urheber und andere Rechtsinhaber wirklich dulden müssen, dass ihre Werke von Dritten frei genutzt werden, um KI zu „trainieren“, die schlussendlich Konkurrenzprodukte herstellt?

Schrankenregelungen
Die deutsche Gesetzgebung hat auf der Basis von EU-Recht 2021 eine urheberrechtliche „Schrankenbestimmung“ geschaffen - eine Regelung zur Einschränkung des Schutzbereichs für Text- und Data-Mining – die Frage ist aktuell nur, wer kann das eventuell überprüfen und melden (außer einer KI)?

Es wird unterschieden zwischen:
Input – wo es rechtspolitisch nicht hinnehmbar ist, dass geschützte Werke massenhaft für die Entwicklung von kommerziellen KI-Systemen genutzt werden, gleichzeitig aber die Urheber und Rechteinhaber an den Gewinnen der Unternehmen in keiner Weise beteiligt werden.
Output – wo transparent sein müsste, ob ein Artikel in einem Magazin, ein wissenschaftlicher Aufsatz, die Übersetzung eines Buches oder vielleicht ein Gedicht von einem Menschen oder einer KI geschaffen wurde. Dies hat auch die EU-Kommission so gesehen, die in ihrem Entwurf für einen »Artificial Intelligence Act«, kurz »AI Act« Transparenzregelungen vorsieht (in Beratung).

Schluss:
Trotz oder gerade wegen KI, muss es weiterhin das zentrale Ziel sein, Anreize für menschliche Kreativität zu schaffen und Werke von Menschen durch das Urheberrecht zu schützen.

Spannende Zeiten – Goldgräberstimmung oder Raub von Intellectual Property

– das ist hier die Frage…

rainer zimmermann, vdid online-redaktion

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